Christengemeinschaft?

Im Jahr 2022 feierte die Christengemeinschaft 100 Jahre seit ihrer Gründung am 16. September 2022. Einhundert Jahre, ist das viel oder wenig? Für die gesamte Geschichte des Christentums ist es nicht viel, für die Erneuerung des Christentums eine Menge: In diesen hundert Jahren werden zum ersten Mal in der Geschichte Frauen von Anfang an neben Männern zu Priestern geweiht. Weltweit gründen sich freie Gemeinden durch Menschen, die sowohl Transsubstantiation als auch Karma-Gedanken ernst nehmen. Zum ersten Mal in der Geschichte versuchen Christen Glauben und Erkenntnis zu leben und das in Freiheit ohne Dogmen, ohne Kirchen-Lehre. Zum ersten Mal wird die Kommunion von Brot und Wein (hier: Traubensaft, das ist auch neu) bedingungslos an alle, die das wollen, ausgeteilt. Die Gemeinden tragen sich finanziell aus den Spenden und Opfergaben der Mitglieder und Freunde, damit bewusst Staat und Religion trennend. Die Priesterschaft hat eine Hierarchie, die mit einzelnen Aufgaben zusammenhängt, aber es gibt nur einen Weihegrad, wodurch alle Priester gleich sind. Die Priester werden in ihre Gemeinden entsandt und arbeiten in freier Gestaltung und Verantwortung gemeinsam mit den dortigen Mitgliedern und Freunden. Beim Vollzug des Kultus schauen alle bewusst in die gleiche Richtung. „Christus in uns“ ist das Zentrum des sakramentalen Lebens.

Vor hundert Jahren begann mit der Gründung unserer Bewegung das Bemühen um die Vereinigung des exoterischen (Kirchengeschichte) und des esoterischen (Mysterienstrom) Christentums. Die Christengemeinschaft geht von der Entwicklung des Menschen und des Gottes aus. Die Selbstbestimmung des Menschen steht nicht im Widerspruch zur Gottesgnade. Dies alles, und noch einiges mehr, geschieht meist still und in überschaubaren Menschenkreisen. In diesen hundert Jahren merkten wir: einiges, und es sind meist äußere Formen, vergeht, anderes aber, was im Inneren sich regte, bleibt bestehen um weiter durch die Menschen-Wandlungen zu gehen.